
… 2015, in unserer krassesten Capri-Sonnen-Phase, dem Sommer, in dem wir fast jeden zweiten Abend auf einem Spielplatz in Kreuzberg saßen und stundenlang geschaukelt und über das Leben gequatscht haben oder unsere Erinnerungen in diversen Fotoautomaten für die Ewigkeit eingefroren haben, als es noch den Vönerstag gab und wir immer noch irgendwo ein Eis essen gehen wollten, als wir über Flohmärkte spazierten und jedem veganen Streetfoodstand eine Chance geben wollten, an dem wir mit Kroko-Doc den Pfeffi Konsum „berechneten“ und mit einem Bügeleisen auf einem Steg abhängen konnten, gab es einen Soundtrack – eine Stimme, die unsere Abende musikalisch unterlegt hat und dem ganzen irgendwie nochmal mehr Bedeutung gegeben hat.
Cyndi besang uns, wenn wir uns unsere Herzen ausgeschüttet haben und uns unsere Sorgen geklagt haben … und während unserer Second-Hand-Store-Touren galt ganz klar „girls just wanna have fun“. Cyndi war und ist unsere Ikone – ein Lifestyle!


Als wir dann – durch einen absolut glücklichen Zufall – erfahren haben, dass Cyndi Lauper auf dem Stadtfest in Potsdam spielt, war uns klar: DA MÜSSEN WIR HIN! Und so kamen wir bereits im Juli 2016 in den Genuss einer zweistündigen Liveshow mit all unseren Lieblings-Cyndi-Songs! Es war der Wahnsinn!
Niemals hätten wir damals gedacht, dass wir es schaffen würden sie zwei Mal live zu sehen und doch hatten wir das große Glück, dass sie auf ihrer „girls just wanna have fun – farewell“ Tour einen Halt in Berlin eingelegt hat und wir dafür Tickets ergattern konnten!
Aber Cyndi Lauper begleitet mich schon viel, viel länger, denn auch meine Mama ist großer Fan und beschallt mich seit frühester Kindheit mit ihren Liedern.
Ich habe meinen eigenen Stil gefunden, als ich nach unzähligen Malen „She bop“ hören auf dem Flohmarkt ein 50er Jahre Pünktchenkleid gefunden habe und ausgestattet mit Petticoat und einer Metall-Gugelhupf-Form als Handtasche losgezogen bin, oder als ich mir zum ersten Mal die Haare gefärbt habe. Schrille Outfits, bunte Mähne und irgendwie immer ein bisschen anders als der Rest der Welt – und immer dann, wenn fremde Menschen auf der Straße gesagt haben „Das ist alles nur eine Phase!“ hab ich an Cyndi Lauper gedacht, die das perfekte Beispiel dafür ist, dass das nicht nur eine Phase ist – das genau das, das anders sein, ich bin. Und, dass ich genau so wie ich bin – anders und vielleicht ein bisschen verrückt – gut bin! Wenn ich ihre Lieder heute höre, denke ich viel an meine Mama und ich denke darüber nach, wie glücklich ich darüber bin, dass sie mich nie in eine Schublade stecken wollte, sondern mich darin unterstützt hat … ein ziemlich bunter Vogel zu sein.


Cyndi Lauper ist mittlerweile 71. Das Lied „Girls Just Want To Have Fun“ veröffentlichte sie 1983, vor mittlerweile 42 Jahren, und singt es immer noch mit einer Überzeugung, die das gesamte Publikum mitgerissen hat.
Sie ist immer noch bunt, sie fällt immer noch auf und sie lässt sich auch heute nicht in Schubladen stecken. Im Gegenteil, sie setzt sich für ihre Überzeugungen ein und macht sich stark für diejenigen, die Unterstützung brauchen. Sie ist laut und sie prangert an, sie ist echt und authentisch. Cyndi Lauper nutzt ihre Stimme, um anderen eine Stimme zu geben, die nicht so laut und stark sein können oder wollen.
Sie gründete unter anderem die „Girls Just Want To Have FUNdamental rights“ Foundation und kämpft dafür, dass Mädchen und Frauen mehr Gleichberechtigung erfahren. Diese Frau ist eine absolute Inspiration und während des Konzerts konnte man die Energie, die sie ausstrahlt, fühlen.
Ich habe mich an diesem Abend unglaublich lebendig gefühlt und habe Kraft und Inspiration sammeln können – mitgenommen habe ich auf jeden Fall viel viel mehr als nur Unmengen an Konfetti, das ich auf dem Heimweg in der Bahn und anschließend in meiner Wohnung verteilt habe.
Dieser Abend hat mich gelehrt wieder mehr im Moment zu leben, mal spontan zu sein und Neues auszuprobieren, wenn sich mir die Chance bietet. Und es hat mich daran erinnert, wie sehr ich die kleinen Momente, die Erinnerungen an warme Sommerabende im Görlitzer Park, vermisse. Es braucht nicht viel, um einen unvergesslichen Marmeladenglasmoment zu kreieren.
Die warmen Tage stehen bereits in den Startlöchern und es gibt viele Secondhand-Läden, die dringend ausgekundschaftet werden müssen. Berlin hat so viele Möglichkeiten, der jahrelange Winterschlaf hat nun ein Ende und es ist Zeit aufzuwachen. Ich war mal spontanter – da möchte ich wieder hin. Einfach mal ins kalte Wasser springen und schwimmen!


Ich bin so dankbar für diesen Abend – dankbar für die Stunden, die ich mit dir – Lari -, verbringen durfte – dankbar, dass wir so … zumindest ungefähr … in deinen Geburtstag rein feiern konnten und einen weiteren gemeinsamen Marmeladenglasmoment genießen durften. Ich bin dankbar dafür Cyndi Lauper nochmal live gesehen zu haben und damit ein Stück Kindheit zurückholen zu können. Ich bin dankbar dafür, dass wir nicht die erwachsenen Erwachsenen sind, sondern uns die erwachsenen Erwachsenen immer noch peinlich sein dürfen, weil sie zu viel Bier trinken und peinlich sind, statt Cola Calippo zu lutschen und einen guten Abend zu haben. Ich bin dankbar für all das Konfetti, in dem ich am Morgen danach aufgewacht bin. Es war ein unglaublich schöner Abend, an den ich mich immer mit einem Lächeln erinnern werde!

